KW 49 (01. Dezember  - 07. Dezember 2003)
Mo, 01. Dezember
Heute ist offizieller Sommeranfang. Dieser zeigt sich aber leider auch wieder ein wenig anders als erwartet: Tagsüber herrscht drückende Schwüle und abends gibt es erneut Wolkenbrüche. Wenn das mit dem Wetter sich nicht bald ändert, vergessen wir endgültig, dass wir in Sydney sind. Nichtsdestotrotz verläuft der heutige Arbeitstag relativ gut, auch wenn Hans wieder die Abwesenheit seines Lieblings-Arbeitskollegen verkraften muss. Lange diskutieren wir, wie wir denn den heutigen Abend verbringen sollen, wobei vor allem Relaxen oder Relaxen hoch im Kurs steht! Letztlich kommt aber dann doch alles anders und wir entscheiden uns doch noch für eine kleine Unternehmung. In Darling Harbour finden wir einen netten kleinen Starbucks, wo wir den Tag bei einer Hot Chocolate und einem Gingerbread Frappuccino ausklingen lassen.
Di, 02. Dezember
Die Tage bis Weihnachten sind bald an einer Hand abzählbar - doch so wenig Weihnachtsstimmung wie dieses Jahr hatten wir beide wohl noch nie. Daran können auch der künstliche Weihnachtbaum und die Lametta-Dekorationen in der Mayo Group nicht viel ändern. Zudem versucht uns das Wetter nach wie vor die Stimmung zu vermiesen. Abendliche Gewitter mit wolkenbruchartigen Wolkenbrüchen sind an der Tagesordnung. Dennoch werden die herrschenden Water Restrictions aufrecht erhalten - absurd, wie wir finden.
In der Arbeit wird Hans heute zur lebenden "Gearbox" gemacht, muss er sich doch momentan mit zwei anderen Kollegen in den engen Lastwagen quetschen. Da bleibt kaum Raum für den Fahrer, und schon gar keiner, um den Ganghebel noch normal bedienen zu können - so muss Hans diese Aufgabe übernehmen. Zudem steigt nun täglich die Anzahl zu erledigender Jobs - was den Tag nicht unbedingt versüßt...
Dafür entscheiden wir uns abends wieder einmal ins Kino zu gehen. Einen richtig tollen Actionknaller wollen wir uns reinziehen (S.W.A.T.) - hinterher stellen wir fest: überragend war er nicht, aber zumindest unterhaltsam. Was will man mehr?!
Mi, 03. Dezember
Heute ist C-Day; was so viel heißt wie "Container-Day". 17 Tonnen (also 17.000 kg, oder 17.000.000 g ;-) Kunststoffplanen in verschiedenen Größen und Farben müssen entladen werden. Um diese Aufgabe heute überhaupt noch erledigen zu können ist wieder mal um 7.00 Uhr Arbeitsbeginn! Nach exakt 7.5 Stunden Schwerstarbeit bei drückender Schwüle ist der Container leer, dafür aber Danis Bandscheiben ziemlich geschunden. Immerhin ist heute Hans' Tag wieder ein wenig angenehmer, als der gestrige, so dass zumindest die Hälfte von uns versuchen kann, die Stimmung zu heben. Doch nach einem Anruf von Aaron (unserem Landrover Discovery Verkäufer) geht diese sogleich wieder in den Keller. Laut seiner Auskunft hat sein Mechaniker einen Fehler im Motor entdeckt, der durch die lange Ruhezeit des Wagens hervorgerufen wurde. Genaueres kann er uns zu diesem Zeitpunkt noch nicht mitteilen - der Mechaniker wird sich das Problem morgen noch mal genau ansehen. Erste Angstschweißperlen bilden sich auf unserer Stirn - die Unternehmungslust ist im Keller - da hilft nur noch um halb zehn ins Bett zu gehen.
Do, 04. Dezember
Den ganzen Tag über banges Warten auf Aarons spätnachmittaglichen Anruf. Und dann erhalten wir die Hiobs-Botschaft: Der Fehler ist tatsächlich schlimmer als angenommen, die Reparaturkosten würden mindestens $1000 betragen, so dass Aaron seine Pläne bezüglich des Verkaufs ändert. Er hat nun vor, sein anderes Auto zu verkaufen, den Landrover reparieren zu lassen und anschließend selbst zu fahren. Auf diese Art und Weise verliert er weniger Geld, wie er uns am Telefon mitteilt. Da stehen wir nun also wieder - den supertollen Landrover können wir uns abschminken - die Autosuche muss wieder von vorne beginnen. Realistisch blicken wir mit einem lachenden und einem weinenden Auge auf das ganze Dilemma: Einerseits ist uns ein wunderschönes Auto durch die Lappen gegangen, das optisch in einem hervorragenden Zustand ist, andererseits können wir mehr als froh sein, dass dieser Fehler (der ja schon im Auto "geschlummert" ist) noch aufgetreten ist, bevor wir den gesamten Kaufpreis gezahlt haben. Das dumme ist nur, dass die Zeit nun allmählich knapp wird (wir können ja immer nur am Wochenende intensiv suchen) und wir nun unsere Maßstäbe natürlich diesem Wagen schon angepasst haben. Aber das hilft wohl nichts, da müssen wir wohl wieder runter vom hohen Ross und unsere Ansprüche wieder ein wenig zurückschrauben.
Fr, 05. Dezember
Heute findet der "annual Mayo Christmas Do" statt - mit anderen Worten große Weihnachtsfeier bei Daniels Arbeitgeber. Aus diesem Grund wird heute die Arbeit schon um 12 Uhr niedergelegt. Nach kurzem Styling und Frischmachen geht auch schon der Bus nach Watson Bay bei Bondi Beach. Dort ist ein ganzer Yachtclub für die ca. 70-80 Mitarbeiter der Sydney-Niederlassung der Mayo Group angemietet. Zur Begrüßung gibt's gleich mal für jeden ein Mayo Group-Cap bevor wir uns alle hungrig auf das reichhaltige Seafood-/Fleisch-/Salatbuffet stürzen. Eigentlich hätte ja als Event des Tages noch ein Segeltörn stattfinden sollen, der wurde allerdings auf Grund zeitlicher Probleme abgesagt. Stattdessen soll uns eine Speedboot-Fahrt entschädigen. Doch als wir dann alle am Pier stehen wird uns leider vom Captain des Bootes mitgeteilt, dass er aus Sicherheitsgründen die Fahrt ebenfalls canceln muss - das Wetter ist einfach zu schlecht. Ein wenig enttäuscht treten wir den Rückweg an und machen uns vor lauter Frust erneut übers Buffet her. Doch trotz dieser herben Enttäuschung verläuft der Tag dann doch noch ganz schön. Bei reichlich alkoholischen Erfrischungsgetränken lockert sich die Stimmung und die Zeit vergeht wie im Fluge. Dazu trägt zudem noch eine Zaubereinlage bei sowie die Mitarbeiter-Ehrungen, proudly done by Mrs. Sarah Mayo, der Chefin der Firma. Und ehe man sich versieht ist's auch schon halb sieben und der Bus fährt wieder Richtung City.
Sa, 06. Dezember
Ausschlafen? Wohl frühestens nächstes Jahr! Nein, heute klingelt der Wecker erneut unerbittlich früh, soll der Tag doch erneut effektiv für die Autosuche genutzt werden. (Immerhin werden wir langsam nervös, die Zeit verrinnt, und wir stehen noch immer ohne fahrbaren Untersatz da!) Als erstes haben wir uns für heute einen Cardealer in Ermington vorgenommen, der zig Anzeigen in der Zeitung hat und dementsprechend groß sein sollte. Das erste Problem jedoch ist, erst einmal nach Ermington zu finden. Nur mit Hilfe von Zug, anschließender Busfahrt in die Pampa, ewig langem Fußmarsch und einer Mitfahrgelegenheit bei zwei netten Frauen erreichen wir überhaupt den besagten Händler. Was wir jedoch vorfinden enttäuscht uns beide maßlos. Kein einziges Auto, das auch nur annähernd in Frage kommt, und die Größe des Händlers ist ein schlechter Scherz. Ziemlich verärgert über den großen Zeitverlust versuchen wir so schnell wie möglich wieder zurück in die City zu kommen und nehmen diesmal den direkten Bus. Im Anschluss daran hoffen wir auf einen Mitsubishi Pajero, der sich laut Zeitung ebenfalls noch sehr gut anhört. Als wir dann aber dort ankommen müssen wir einige Überraschungen erleben. Zunächst werden wir von drei Girls vom Bahnhof abgeholt. Eine davon hilft ihrem nicht-englisch-sprechenden Bekannten seinen Wagen zu verkaufen. Doch leider ist vom Verkäufer selbst weit und breit nichts zu sehen. Gelangweilt gibt die Tussi uns den Schlüssel und wartet solange im Wagen während wir das Auto begutachten. Da auch dieser Wagen in einem miserablen Zustand ist versuchen wir so schnell wie möglich von dort loszukommen. Zurück daheim sind wir beide erst mal ziemlich frustriert über die Nutzlosigkeit dieses Tages. Dann beschließen wir, dass es so nicht weitergehen kann und wir systematischer vorgehen müssen. Also greifen wir zu modernsten Hilfsmitteln (= Laptop) und führen unsere Autosuche ins 21. Jahrhundert, indem wir Favoritenlisten am PC erstellen und so Ordnung ins Anzeigencaos der Zeitung zu bringen. Für morgen nehmen wir uns vor zunächst telefonisch vorauszuwählen und den Rest dann abzuklappern.
So, 07. Dezember
Wieder früh raus - heute soll schließlich mal was weitergehen! Zunächst jedoch müssen wir uns mit alltäglichen Dingen wie Waschen und Einkaufen plagen. Anschließend klemmen wir uns hinters Telefon/Handy und rufen einen nach dem anderen an, um endlich mal einen Überblick davon zu erhalten, welche Autos wir heute besichtigen wollen. Leider büßen wir diesen Vorsatz mit immensen Telefonkosten, aber was nimmt man nicht alles auf sich, um ein gutes Auto zu finden! Am Schluss bleiben für heute drei Kandidaten übrig: ein 1988er Toyota Landcruiser, der noch gut in Schuss ist, aber für ein 16 Jahre altes Auto ein wenig zu teuer ist, ein 1989er Nissan Patrol, der von einem Libanesen gefahren wird, dessen Frau eine Hüftoperation hatte, und deswegen den Jeep nicht mehr erklimmen kann, und ein 1991er Landrover Discovery, der ein paar kleine Mängel aufweist (Sitzverstellung defekt, etc.) und von einem Mazedonier verkauft wird (nicht dass das jetzt ein Mangel wär ;-
Überzeugen kann uns leider keiner der drei Wagen, dennoch läuft dieser Tag doch deutlich systematischer und geplanter ab als der gestrige.